Episode 11 – Leben in Peru 2015

Transkript Hallo und herzlich willkommen zur 11. Episode von Hör mal Deutsch, dem Podcast für alle, die authentisches Deutsch lernen wollen.Und in der heutigen Episode möchte ich über meinen ersten Aufenthalt in Peru sprechen. Ich habe das schon in der letzten Episode angekündigt, dass ich auch mal über die Phasen sprechen möchte, in denen ich…

Transkript

Hallo und herzlich willkommen zur 11. Episode von Hör mal Deutsch, dem Podcast für alle, die authentisches Deutsch lernen wollen.
Und in der heutigen Episode möchte ich über meinen ersten Aufenthalt in Peru sprechen.

Ich habe das schon in der letzten Episode angekündigt, dass ich auch mal über die Phasen sprechen möchte, in denen ich in anderen Ländern in Südamerika oder Lateinamerika gelebt habe.
Und ja, ich denke, da chronologisch zu starten macht vielleicht Sinn. Deswegen starten wir mit Peru im Jahre 2015, also schon vor 10 Jahren.
In dem Moment hatte ich das Abitur abgeschlossen und wie es in Deutschland sehr populär ist, plante ich dann eine Zeit im Ausland zu verbringen.
Und zunächst fiel die Wahl auf Argentinien, da ich zu dem Zeitpunkt schon wusste, dass ich später in der Universität Spanisch studieren wollte.
Deswegen war ein spanischsprachiges Land sowieso schon das Ziel.

Jedoch habe ich dann mit der Mutter einer ehemaligen Klassenkameradin gesprochen, die selber aus Peru kommt, und sie hatte mir empfohlen, für die erste lange Zeit nicht nach Argentinien zu gehen, da dort eben ein sehr spezifisches Spanisch gesprochen wird.
Zu dem Zeitpunkt war ich kein Spanisch-Experte. Ich hatte drei Jahre Spanisch gelernt und ein B1-, vielleicht B2-, ich denke mal eher B1-Niveau.
Die Empfehlung dieser Mutter war eben zuerst in eine Region zu gehen, in der ein neutraleres Spanisch gesprochen wird.
Und dann hat sie mir eben Peru empfohlen.
Ich habe dann recherchiert und habe dort eine Organisation gefunden, bei der ich als Volontär arbeiten konnte.

Und genau, dann ging es los.
Ich flog den ganzen weiten Weg alleine nach Peru.
Zu dem Zeitpunkt war ich 18 Jahre alt, mit zwei großen Koffern.
Und dann wurde ich dankbarerweise am Flughafen empfangen von einer Person der Organisation und zum Volontärshaus gebracht, was in Cusco lag.
Aber nicht sehr zentral, sondern ziemlich weit außerhalb.
Falls jemand von euch Lust hat, das einmal auf der Karte nachzuschauen: Larapa, so hieß das Stadtviertel.

Und dort kam ich an und lernte meine Mitvolontäre kennen aus Deutschland und aus Österreich.
Und wie ich auch zuvor in einer Podcast-Episode schon mal gesagt habe: Es ist natürlich besser, die Landessprache zu sprechen.
Von daher war dieser erste Aufenthalt dahingehend nicht super produktiv, da ich natürlich viel Deutsch sprechen konnte mit den anderen Volontären.

Nichtsdestotrotz war Cusco natürlich eine sehr aufregende Stadt, die ehemalige Hauptstadt der Inka.
Von daher gab es dort viel zu sehen, viel Inka-Historie, viele archäologische Stätten, natürlich Machu Picchu, das Heilige Tal.
Wirklich, für diejenigen, die noch nicht in Cusco waren:
Ich denke, wenn ihr dorthin reist und zwei oder drei Wochen dort verbringt, werdet ihr immer noch nicht die Möglichkeit haben, alles in dieser Region kennenzulernen, da es so viel ist.

Und ja, ich hatte dort weiter Spanischunterricht.
Das war individuell mit meinem Spanischlehrer Michael.
Und das war der erste Monat.
In den zwei Monaten darauf habe ich dann an Schulen in einem Dorf, da war ich dann nicht mehr in der Stadt von Cusco, sondern wirklich in einem Dorf, das Kalka hieß.
Das könnt ihr auch gerne mal auf der Karte suchen.
Ca. zwei Stunden mit dem Kollektivo, also mit einem Bus von Cusco entfernt.
Ich bin mir jetzt nicht mehr sicher, wie lange das tatsächlich war, aber es war ein weiter Weg.

Und genau, das war wirklich ein kleines Dorf.
Dort habe ich an verschiedenen Schulen im Unterricht mitgeholfen, habe selber Unterricht geleitet – Sportunterricht, Englischunterricht –, habe im Mathematikunterricht ausgeholfen.
Und das war natürlich eine sehr schöne Erfahrung.
Das war eine ganz andere Erfahrung, als ich das aus Deutschland kannte.

Und natürlich auch im Allgemeinen hat diese Reise mir sehr geholfen zu verstehen, in welch privilegierter Situation ich in Deutschland aufgewachsen bin.
Und es fing mit kleinen Sachen an, die ich zu dem Zeitpunkt als junger Bursche noch für selbstverständlich genommen habe.
Warmes Wasser aus der Dusche natürlich.
Während ich zu Hause in Deutschland einfach einstellen konnte, mit wie viel Grad ich mich jetzt gerade duschen wollte, hatte ich in diesen drei Monaten in Peru, glaube ich, nicht ein einziges Mal die Möglichkeit, mich warm zu duschen.

Und dementsprechend fehlte mir dieser Luxus und plötzlich habe ich es als einen Luxus wahrgenommen.
Das Duschen wurde immer zum Kampf.
Jetzt würden wahrscheinlich viele sagen: Man kann sich ja auch kalt duschen. Ja, das kann man.
Problematisch ist das nur in den Anden.
Cusco beispielsweise liegt auf 3.400 m über dem Meeresspiegel.
Und nachts gibt es Temperaturen bis zu null Grad.
Dementsprechend ist es dort extrem kalt.

Tagsüber ist es sehr interessant, da normalerweise die Sonne scheint und man fühlt eine Art Kälte, aber durch die Sonne wird die Haut irgendwie gewärmt.
Und nichtsdestotrotz hat man gleichzeitig dieses Kältegefühl.
Tagsüber ist es also in Ordnung.
Teilweise kann man vielleicht auch mal im T-Shirt oder in der kurzen Hose draußen spazieren gehen, aber sobald es dunkel wird und die Sonne untergeht, wird es extrem kalt.
Und dann muss man auf jeden Fall eine dicke Jacke dabei haben, vielleicht einen Schal.
Manche Personen tragen Handschuhe, manche Personen tragen die typischen peruanischen Mützen, die auch die Ohren abdecken und diese kleinen Fäden haben.

Also ja, bei der Temperatur kalt zu duschen ist dann noch mal eine andere Herausforderung.
Was natürlich auch zu dem Zeitpunkt eine große Schwierigkeit war, war die Kommunikation.
Ich hatte zwar ein B1-Spanisch mitgebracht, aber dann wirklich mit Muttersprachlern aus Südamerika zu sprechen – zumal in der Schule der Fokus auf Spanisch aus Spanien lag – war eine große Herausforderung.
Viele Wörter, die in Peru anders waren, als ich sie gelernt hatte.
Und dann natürlich auch, wie man es kennt: Personen, die mit einem Slang sprechen und schnell und sie verschlucken Wörter.
Man kann es nicht komplett verstehen.
Dann gibt es andere Geräusche in der Atmosphäre: Ein Auto fährt vorbei. Überall auf der Straße hört man Musik, oft ist das Cumbia.
Und das hat natürlich am Anfang die Kommunikation sehr erschwert.

Und wenn ihr euch an die Podcast-Episode zum Sprachenlernen erinnert:
Dort habe ich von dem langen Wochenende gesprochen, das ich mit dem Judo-Club aus Cusco in einer anderen Stadt verbracht habe, um an einem Judo-Turnier teilzunehmen.
Das war tatsächlich ein Schlüsselmoment für meinen Aufenthalt in Peru, da ich an diesem Wochenende sehr viel Spanisch gesprochen habe.
Und das ganze Wochenende über Spanisch hören musste von Personen unterschiedlichen Alters.
Und dann auch irgendwie diesen Slang ein bisschen besser verstanden habe.
Und nach diesen vier intensiven Tagen wurde es einfacher.
Und ich denke, das ist im Lernprozess wahrscheinlich oft so, dass man Schwierigkeiten hat und vielleicht auch an so einen Punkt kommt, an dem man glaubt, aufgeben wäre besser.
Aber nein: Sobald man diesen Punkt überschreitet und in das nächste Level kommt, wird es wieder einfacher.

Ja, und natürlich eine andere Schwierigkeit: kulturelle Unterschiede.
Jetzt haben wir natürlich zwei Extreme.
Die Deutschen werden als sehr pünktlich beschrieben.
Und auch in meiner Familie war Pünktlichkeit immer ein extrem wichtiger Aspekt.
Mein Opa hat immer gesagt: Fünf Minuten vor der Zeit ist die beste Pünktlichkeit.
Und danach lebe ich auch.

Und ja, in Südamerika ist Pünktlichkeit oft eher nicht vorhanden.
Natürlich, wenn es wichtige Termine gibt, dann kommen auch die Latinos pünktlich.
Aber außerhalb dessen ist Unpünktlichkeit eher der Standard.
Ich habe zu vielen Freunden schon gesagt:
Hätte ich für jedes Mal, jede Minute, die ich in Lateinamerika schon auf Menschen warten musste, einen Sol – was die peruanische Währung ist – bekommen, dann wäre ich heute Millionär.

Aber ja, das waren natürlich Schwierigkeiten am Anfang, besonders in dem Alter mit 18 Jahren.
Man ist vielleicht noch nicht so reflektiert.
Man hat vielleicht auch noch nicht sehr viel mit anderen Kulturen so nah beieinander leben müssen.
Und dementsprechend war das sehr schwierig.

Und es gab einen Moment, an dem ich sehr großes Heimweh hatte und dachte:
Hier will ich nicht mehr sein.
Ich komme mit den Personen nicht klar.
Und als ich dann nach Hause gekommen bin nach Deutschland und wieder Distanz, einen Abstand zu dieser Erfahrung gewonnen habe, ein paar Monate Zeit hatte, die Erfahrung zu verarbeiten, kam ich plötzlich zu dem Fazit, dass es eine sehr gute Zeit dort war und mir Peru sehr gefallen hat.
Und auch, dass die Menschen dort entspannter, spontaner, einfach freundlicher waren.

Und ja, so habe ich irgendwie auch die ganzen negativen Erfahrungen – ich will nicht sagen vergessen, ich erinnere mich noch an sie – aber sie haben in dieser Erinnerung an Wichtigkeit verloren.
Und so kam ich zu dem Entschluss, drei Jahre später noch einmal mit meiner ganzen Familie zurückzugehen nach Peru, um ihnen dieses wunderschöne, diverse Land zu zeigen.
Aber darüber kann ich in einer anderen Episode berichten.

Zusammenfassend also:
Ein schwieriger erster Aufenthalt – Sprache, kulturelle Unterschiede, fehlende Luxusbedingungen, will ich jetzt mal sagen, so wie ich sie aus Deutschland kannte –, aber natürlich auch viele neue Freunde gefunden, meine interkulturellen Kompetenzen erweitert, neue Dinge gesehen.
Ich war natürlich bei Machu Picchu, ich bin viel gereist, ich war zu dem Zeitpunkt auch im Dschungel in Puerto Maldonado.
Und es war auf jeden Fall ein großes Abenteuer, was mir für die Zukunft viel gebracht hat, auch für den Start in mein Studium.
Und ja, was mich in Zukunft dann auch noch häufiger nach Peru geführt hat.

So, ich hoffe, euch hat diese Episode gefallen.
Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg beim Deutschlernen.
Die nächste Episode kommt bald.
Wir sehen oder hören uns dann.
Macht’s gut. Ciao. Ciao.

Vokabelliste

Wort / AusdruckBedeutungBeispielsatz
VolontärFreiwilliger, der unbezahlt arbeitet„Ich habe dort eine Organisation gefunden, bei der ich als Volontär arbeiten konnte.“
privilegiertin einer vorteilhaften, besseren Situation„Diese Reise hat mir sehr geholfen zu verstehen, in welch privilegierter Situation ich in Deutschland aufgewachsen bin.“
ColectivoSammeltaxi oder Minibus (in Lateinamerika)„Ca. zwei Stunden mit dem Colectivo von Cusco entfernt.“
AtmosphäreUmgebung, Stimmung, Geräuschkulisse„Dann gibt es andere Geräusche in der Atmosphäre: Ein Auto fährt vorbei.“
Schlüsselmomententscheidender, wichtiger Moment„Das war tatsächlich ein Schlüsselmoment für meinen Aufenthalt in Peru.“
überschreitenüber etwas hinausgehen, eine Grenze hinter sich lassen„Sobald man diesen Punkt überschreitet und in das nächste Level kommt, wird es wieder einfacher.“
reflektiertnachdenklich, sich selbst und Situationen kritisch betrachtend„Mit 18 Jahren ist man vielleicht noch nicht so reflektiert.“
diversvielfältig, unterschiedlich„… um ihnen dieses wunderschöne, diverse Land zu zeigen.“
Luxusetwas Besonderes, nicht unbedingt Notwendiges„Plötzlich habe ich es als einen Luxus wahrgenommen.“
interkulturelle KompetenzenFähigkeit, mit Menschen aus anderen Kulturen gut umzugehen„Ich habe meine interkulturellen Kompetenzen erweitert.“

Verstehensfragen

1. Was war Janniks ursprüngliches Ziel für seinen Auslandsaufenthalt?
a) Mexiko
b) Argentinien
c) Peru

2. Warum hat er sich letztlich für Peru entschieden?
a) Weil es günstiger war
b) Weil er dort Freunde hatte
c) Weil dort ein neutraleres Spanisch gesprochen wird

3. Wo lag das Volontärshaus, in dem er wohnte?
a) Im Zentrum von Cusco
b) Im Stadtviertel Larapa
c) In der Nähe von Machu Picchu

4. Was war für ihn eine große Umstellung im Alltag in Peru?
a) Das Essen war zu scharf
b) Es gab kein warmes Wasser
c) Es war zu laut in der Stadt

5. Welche sportliche Aktivität half ihm, sein Spanisch zu verbessern?
a) Ein Judo-Turnier
b) Ein Fußballturnier
c) Ein Marathon

6. Was war für ihn kulturell besonders schwierig?
a) Die Essenszeiten
b) Die Lautstärke der Musik
c) Die Unpünktlichkeit

7. Was passierte nach seiner Rückkehr nach Deutschland?
a) Er wollte nie wieder nach Peru reisen
b) Er kam zu einem positiven Fazit über seine Zeit in Peru
c) Er wechselte sofort das Studienfach

8. Was machte er drei Jahre später?
a) Er reiste erneut nach Peru mit seiner Familie
b) Er zog nach Argentinien
c) Er begann ein Masterstudium

Lösungen

1: b
2: c
3: b
4: b
5: a
6: c
7: b
8: a

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