Transkript
Hallo und herzlich willkommen zur neunten Episode von Hör mal Deutsch, dem Podcast für alle, die authentisches Deutsch lernen wollen.
In der heutigen Episode möchte ich über meine Reise in den Süden Kolumbiens sprechen und zwar nach Ipiales.
Vielleicht fange ich erstmal an bei der Planung, denn ich weiß nicht, wie lange ich noch in Kolumbien bleiben werde, und da habe ich mir eine kleine To-Do-Liste geschrieben. Ich wollte noch ein paar Regionen kennenlernen außerhalb der bekannten Städte wie Medellín, Bogotá, Cali, Cartagena und vielleicht Santa Marta.
Ich hatte schon in der Vergangenheit Bilder von einem Monument in Ipiales gesehen und wusste aber tatsächlich nicht genau, wo das lag. Als ich dann angefangen habe, diese Liste zu schreiben, habe ich mich wieder an diese Kathedrale erinnert und habe dann ein bisschen recherchiert und herausgefunden, dass diese Kathedrale im Süden Kolumbiens direkt an der Grenze zu Ecuador liegt und dass zufälligerweise diese Stadt auch einen Flughafen hat.
Daraufhin habe ich die Reise geplant, habe herausgefunden, dass man leider nicht direkt von Medellín nach Ipiales fliegen kann, jedoch mit einem Zwischenstopp in Bogotá. Da diese Stadt nicht allzu groß ist, gab es auch relativ günstige Unterkünfte und Hotels.
Daraufhin habe ich in meinen Terminkalender geschaut, denn eine positive Sache Kolumbiens ist die große Anzahl an Feiertagen. Praktischerweise werden diese fast immer an einem Montag gefeiert, was bedeutet, dass man viele lange Wochenenden hat.
Eines dieser langen Wochenenden habe ich genutzt, um nach Ipiales zu fliegen. Eine Schwierigkeit bestand darin, am Freitag einen guten Flug zu finden, da der letzte Flug von Bogotá nach Ipiales bereits um kurz vor zwei Uhr mittags abflog. Das heißt, ich musste relativ früh aus Medellín losfliegen, aber ich musste natürlich arbeiten. Glücklicherweise hatte ich noch vier Stunden, die ich mir wegen meines Geburtstages freinehmen durfte, und das hat mein Arbeitgeber mir erlaubt.
Dementsprechend konnte ich relativ früh losfliegen und hatte dann einen kurzen Stopp in Bogotá und von da noch mal einen kurzen Flug nach Ipiales.
So, wir befinden uns jetzt hier vor der Kathedrale Las Lajas oder auch Santuario de Las Lajas genannt. Ich muss sagen, ich bin hier mit viel Vorfreude hingekommen und ich habe den ganzen Ort unterschätzt. Wenn ich das jetzt hier sehe, gerade noch mal mich umdrehe und dieses atemberaubende Gebäude beobachte, kann ich wirklich nur staunen. Ihr seht vielleicht im Hintergrund die Menschenmengen, und es ist ein bisschen schwierig hier ein Video aufzunehmen, aber mit kleinen Pausen funktioniert es.
Um zu diesem Ort zu kommen, nimmt man am besten ein Taxi von der Stadt Ipiales aus. Das hat mich nur 15.000 Pesos gekostet, umgerechnet vielleicht 3,50 Euro, und dann wird man an einer Stelle abgesetzt und muss ca. 15 Minuten spazieren gehen. Auf dem Weg hat man einen Wasserfall, und sobald man dann wirklich vor der Kathedrale steht, ist es einfach nur atemberaubend.
Das erste Mal, dass sie irgendwo erwähnt wurde, war um 1750 herum, und das war in einem Buch von einem Franziskaner. Das bedeutet, schon zu diesem Zeitpunkt gab es hier etwas. Wahrscheinlich sah es nicht so aus wie heute, aber es waren die ersten Spuren des Santuarios. In verschiedenen Etappen wurde weitergebaut, sodass es zu dem Gebäude gekommen ist, das wir heute sehen können.
Was für mich so erstaunlich ist: diese Kathedrale wurde an einem denkbar schwierigen Ort gebaut. Nicht schlecht wegen der Optik, sondern aus Sicht eines Architekten oder Bauleiters – über einem Fluss, ohne gerade Fläche. Das muss eine große Herausforderung gewesen sein.
Genau, das war jetzt eine kleine Aufnahme aus Ipiales direkt vom Santuario de Las Lajas. Ich denke, dieser Ort ist wirklich sehenswert und es lohnt sich, ihn zu besuchen, auch wenn die Stadt selber nicht so viel zu bieten hat. Ich denke, es ist so eine Erfahrung, die man einmal pro Leben machen kann. Vielleicht würde ich nicht noch einmal dorthin reisen, aber ich habe diesen Tag an der Kathedrale sehr genossen und versucht, die Atmosphäre aufzunehmen.
Am nächsten Tag habe ich dann die Nähe zu Ecuador genutzt, um mit dem Taxi über die Grenze zu fahren. Das war problemlos. Man musste nicht durch die Migration. Das ist meistens so in den Grenzregionen hier in Südamerika. Beispielsweise letztes Jahr bin ich oft zwischen Bolivien, Peru und Brasilien hin- und hergereist, und wenn man nicht langfristig in dem Land bleibt, kann man einfach einreisen, ohne sich einen Stempel im Pass zu holen.
Das gleiche war auch hier der Fall. Ich wollte nur den Tag in Ecuador verbringen und am gleichen Tag zurückreisen. Die Stadt auf der anderen Seite heißt Tulcán, und sie hat nicht sehr viel zu bieten, aber eine Touristenattraktion: den Friedhof.
Das Spannende am Friedhof waren die Buchsbäume, die zu unterschiedlichen Figuren geschnitten wurden. Ein Ort mit vielen verschiedenen Figuren, manchmal etwas schwierig zu interpretieren, was genau sie darstellen sollten.
Zu Beginn habe ich das ein bisschen negativ interpretiert, weil ich dachte: muss man einen Friedhof zu einer Touristenattraktion machen? Im Nachhinein muss ich sagen: Friedhöfe sind oft Orte, an die Menschen nicht gerne gehen, weil sie mit dem Tod verbunden sind. In diesem Fall war es aber ein freundlicher Ort, und es waren viele Menschen dort.
Aus dieser Perspektive finde ich, hat die Aktion mit den Buchsbäumen den Ort wiederbelebt. Vielleicht etwas philosophisch gesagt: die Toten haben dadurch mehr Gesellschaft. Der Ort wurde freundlicher, es waren viele Menschen dort.
Was ich nicht so positiv fand: dass einige Menschen dort für ihre Social-Media-Fotos posiert haben. Das persönlich fand ich nicht gut. Ich habe auch Fotos gemacht, aber vom Ort, nicht von mir im Friedhof. Letztlich denke ich, dass jeder das anders sehen kann.
Nichtsdestotrotz fand ich die Idee sehr schön, den Friedhof freundlicher, offener, wärmer zu gestalten. Dass die Toten ein bisschen mehr Leben um sich herum haben, war eine sehr positive Erfahrung. Es gab gutes Wetter, also ein sehr schöner Tag.
Am Ende dann wieder mit dem Taxi zurück nach Kolumbien gefahren. Der Weg war günstig, ca. 20.000 Pesos bis zur Grenze und noch mal 15.000 bis ins Zentrum von Ipiales. Damit hat sich die Reise doppelt gelohnt: zum einen das Santuario de Las Lajas und zum anderen der Cementerio de Tulcán.
Damit habe ich einen Ort, der auf meiner To-Do-Liste stand, abgehakt. Wir werden sehen, welche Folgen, denn im Oktober und November gibt es wieder Feiertage und die müssen gut genutzt werden.
Das war die kleine Episode. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg beim Deutsch lernen. Die nächste Episode kommt bald. Wir sehen oder hören uns dann. Ciao.
Vokabelliste
| Wort / Ausdruck | Bedeutung | Beispielsatz aus dem Transkript |
|---|---|---|
| To-Do-Liste | Liste mit Aufgaben oder Zielen | „Da habe ich mir eine kleine To-Do-Liste geschrieben.“ |
| Kathedrale | große, bedeutende Kirche | „Ich hatte schon in der Vergangenheit Bilder von einem Monument in Ipiales gesehen … diese Kathedrale.“ |
| Zwischenstopp | kurze Pause auf einer Reise | „… jedoch mit einem Zwischenstopp in Bogotá.“ |
| Feiertage | offizielle arbeitsfreie Tage | „Eine positive Sache Kolumbiens ist die große Anzahl an Feiertagen.“ |
| atemberaubend | so schön, dass es einem den Atem raubt | „Sobald man dann wirklich vor der Kathedrale steht, ist es einfach nur atemberaubend.“ |
| Franziskaner | Mitglied eines katholischen Ordens | „Das war in einem Buch von einem Franziskaner.“ |
| Migration | Grenz- und Passkontrolle | „Man musste nicht durch die Migration.“ |
| Buchsbäume | bestimmte Art von Sträuchern, oft zu Figuren geschnitten | „Das Spannende am Friedhof waren die Buchsbäume.“ |
| Touristenattraktion | Ort, der viele Besucher anzieht | „Die Stadt … hat nicht sehr viel zu bieten, aber eine Touristenattraktion.“ |
| wiederbeleben | etwas neu beleben, erneuern | „Die Aktion mit den Buchsbäumen hat den Ort wiederbelebt.“ |
Verstehensfragen
1 Warum hat der Sprecher eine To-Do-Liste geschrieben?
a) Um seine Arbeit besser zu planen
b) Um zu entscheiden, welche Regionen er in Kolumbien noch besuchen möchte
c) Um seine Reisen in Europa vorzubereiten
2 Wo liegt die Kathedrale Las Lajas?
a) In der Hauptstadt Bogotá
b) Im Süden Kolumbiens an der Grenze zu Ecuador
c) In Medellín
3 Warum musste der Sprecher relativ früh aus Medellín losfliegen?
a) Weil er einen Geburtstag feiern wollte
b) Weil der letzte Flug nach Ipiales schon am frühen Nachmittag ging
c) Weil es keine Flüge am Wochenende gab
4 Wie gelangt man am besten von Ipiales zur Kathedrale Las Lajas?
a) Mit dem Zug direkt bis zur Kathedrale
b) Mit dem Taxi bis zu einer Stelle und dann zu Fuß weiter
c) Mit dem Bus, der direkt vor der Kathedrale hält
5 Wann wurde die Kathedrale Las Lajas zum ersten Mal erwähnt?
a) Um 1750 in einem Buch eines Franziskaners
b) Im 20. Jahrhundert von einem Architekten
c) Im 19. Jahrhundert durch einen deutschen Reisenden
6 Welche Attraktion gibt es in Tulcán (Ecuador)?
a) Ein Stadion
b) Ein Friedhof mit Buchsbäumen in Figurenform
c) Ein Vulkan
7 Wie beurteilte der Sprecher den Friedhof in Tulcán nach seinem Besuch?
a) Er fand ihn unpassend und negativ
b) Er fand ihn freundlich und wiederbelebt
c) Er hielt ihn für langweilig und uninteressant
8 Was war ein negativer Aspekt, den der Sprecher am Friedhof beobachtet hat?
a) Dass viele Menschen dort laut Musik gespielt haben
b) Dass einige Touristen dort für Social-Media-Fotos posiert haben
c) Dass die Buchsbäume schlecht gepflegt waren
Lösungen
1 b
2 b
3 b
4 b
5 a
6 b
7 b
8 b
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