Transkript
Hallo und herzlich willkommen zur sechsten Episode von Hör mal Deutsch, dem Podcast für alle, die authentisches Deutsch lernen wollen. In der heutigen Episode möchte ich über Sport in Deutschland sprechen.
Der Sport in Deutschland oder die Sportlandschaft in Deutschland ist sehr divers. Nichtsdestotrotz gibt es klare Favoriten. Im Ranking ganz vorne ist, wer hätte es gedacht, Fußball mit den meisten Mitgliederzahlen. Fußball ist der beliebteste Sport in Deutschland, knapp gefolgt von Turnen, was – als ich es nachgeschaut habe – ich nicht erwartet habe.
Also die Turner auf Platz 2 und auf Platz 3 tatsächlich Tennis. In dieser Top 3 habe ich eigentlich einen Wintersport vermutet oder allgemein Wintersport generell, aber sie liegen ein bisschen dahinter. Das heißt, Fußball, Turnen und Tennis als beliebteste Sportarten in Deutschland.
Wahrscheinlich weiß jeder von euch: Der Fußball in Deutschland hat seine Aufs und Abs. Das letzte Mal 2014 Weltmeister geworden und bei den darauffolgenden zwei Weltmeisterschaften leider kläglich verloren.
Es gibt immer viele Experten – in Anführungsstrichen – in den sozialen Netzwerken, die wissen, wie man besser hätte spielen können. Aber ja, Fußball wahrscheinlich eins der meistdiskutierten Themen, wenn es um den Sport geht in Deutschland: die Nationalmannschaft, der Nationaltrainer etc.
Und auch immer wieder ein großes Konfliktpotenzial birgt natürlich das Gehalt der Spieler. Und das Gehalt ist nicht nur das Problem, sondern auch vielleicht die Förderung. Es gibt eben extrem viel Geld in diesem Sport und viele andere Sportarten in Deutschland tragen damit das Leid.
Vielleicht können wir das jetzt nicht direkt auf Tennis und Turnen beziehen. Aber wenn wir uns andere Randsportarten, olympische Randsportarten ansehen, wie beispielsweise die Kampfsportarten Ringen oder Judo – deren Förderungen wurden erst vor kurzem noch gekürzt. Das heißt, eigentlich hatten sie nicht viel und jetzt haben sie noch weniger.
Da gibt es dann natürlich die Diskussionen: Warum so viel Geld in den Fußball investieren und anderen Sportlern in Deutschland nicht die Möglichkeit geben oder nicht ausreichend Möglichkeit geben, ihr Potenzial zu entfalten?
Vielleicht kurze Erklärung zum Thema Leistungssport und zur Förderung von Leistungssportlern oder Kaderathleten. Als Kaderathlet bekommt man Geld oder eine Förderung aus der Sporthilfe. Das ist ein relativ geringer Betrag, der so um die 300 bis 800 Euro als Topförderung beträgt. Und damit werden die Sportler dann unterstützt.
Jetzt weiß jeder, der vielleicht schon mal in Deutschland war oder der in Deutschland lebt oder der vielleicht auch schon mal Leistungssport ausgeübt hat und an Wettkämpfen teilgenommen hat, dass 800 Euro monatlich bei der Topförderung höchstwahrscheinlich nicht genug ist, um allen seinen Verpflichtungen nachzukommen.
Wenn wir jetzt mal an Miete denken, an die Wettkämpfe, Flüge, Hotels, Nahrung etc., das ist wahrscheinlich nicht genug. Deswegen machen es einige Sportler so, dass sie auch gleichzeitig in die Bundeswehr eintreten und dort noch mal eine extra Sportförderung beziehen.
Für die meisten Bundeswehrathleten reicht das dann aus, aber auch nur, um das Leben während der Karriere zu finanzieren, nicht um reich zu werden.
Und das ist natürlich schade, aber vielleicht verstehen wir auch: Deutschland ist vielleicht kein Sportland. Und das muss ich jetzt genauer erklären.
Wenn wir andere Länder sehen, die vielleicht wirtschaftlich schwächer sind, weil sie weniger produzieren… Ich bewege mich hier in der Welt des Kampfsports und schaue jetzt auf Länder, die vielleicht nicht viel exportieren, weil sie eben keine Produktion haben – jetzt wie in Deutschland beispielsweise Autos oder auch die Pharmaindustrie etc.
Denke ich jetzt an Länder wie Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan, wo starke Sportler sind und wo der Sport stark gefördert wird, weil vielleicht eben versucht wird, das Land, wenn man es nicht durch die Produktion von international wichtigen Produkten repräsentieren kann, versucht wird, durch eben den Sport international in ein gutes Licht zu rücken.
Und so ist Deutschland eben nicht. Der Fokus liegt in Deutschland nicht auf dem Sport – und wenn er auf dem Sport liegt, dann viel eher auf dem Fußball als auf anderen Sportarten. Und vielleicht um das mal zu illustrieren, sehen wir, wenn wir das Ranking der Olympia-Prämien für die Goldmedaillengewinner vergleichen:
Auf den ersten drei Plätzen haben wir Hongkong, Singapur und Taiwan mit jeweils über einer halben Million Euro für den Gewinner der Olympischen Spiele. Im Vergleich dazu die besten europäischen Länder: Serbien und Italien mit knapp 200.000 Euro.
Und Deutschland bietet seinen Goldmedaillengewinnern 20.000 Euro. Jetzt kann man natürlich sagen: 20.000 Euro, das ist sehr viel. Vielleicht nicht, wenn man den ganzen Olympia-Qualifikationszyklus betrachtet, der vier Jahre dauert.
Normalerweise – sobald die Olympischen Spiele enden, startet der neue Zyklus und die ersten Turniere müssen gekämpft werden. Ich sag schon gekämpft werden – ich habe vorhin gesagt, ich bewege mich hier im Kampfsport. Es muss an den ersten Wettkämpfen teilgenommen werden, sei es eben im Turnen oder eben im Tennis, wie wir vorhin gesagt haben, oder in anderen Sportarten: Handball, Basketball etc.
Und dann startet irgendwann auch wirklich die Qualifikationsphase. Und die Teilnahme an diesen ganzen Wettbewerben kostet natürlich: Trainingscamps, Physiotherapeuten etc.
Gut, vielleicht bei Physiotherapeuten könnte man jetzt auch den Therapeuten der Nationalmannschaft ansprechen, aber vielleicht für individuelle Therapien… Also es sind schon sehr viele Ausgaben. Und ich glaube, 20.000 Euro auf vier Jahre ist dann doch sehr gering. Und vielleicht auch in der Wertschätzung, in der monetären Wertschätzung, eben nicht so umfangreich, wie es in vielen anderen Ländern der Fall ist.
So viel zum Leistungssport. Wir können natürlich auch über den Breitensport in Deutschland sprechen. Breitensport so gesehen als Freizeitsport – also nicht mit Fokus auf Leistung und Teilnahme an Wettkämpfen, sondern einfach an dem Spaß am Sport.
Und da muss ich sagen, dass ich die Sportkultur in Deutschland sehr ausgeprägt finde. Sei es Vereinssport – also Sport in einem Sportverein – oder auch im Fitnessstudio. Viele Menschen haben für sich das Training im Fitnessstudio entdeckt, um sich fit zu halten. Das ist für mich eine sehr positive Entwicklung.
Denn ich als Sprachen-, aber auch Sportlehrer versuche, Menschen um mich herum immer zum Sport zu motivieren und eben die Vorteile von Sport für die Gesundheit zu unterstreichen oder hervorzuheben.
Und da habe ich in den letzten Jahren eine gute Entwicklung gesehen. Fast alle Personen in meinem sozialen Umfeld machen irgendeine Art von Sport. Und das finde ich auch total wichtig. Es müssen nicht alle Personen den gleichen Sport mögen, aber man muss etwas finden, wie man körperlich aktiv sein kann und dabei Spaß hat.
Und sei es Wandern – in Deutschland auch sehr beliebt, besonders im Süden, dort wo viele Berge sind –, sei es Fahrradfahren, eben ins Fitnessstudio gehen oder einen Vereinssport machen: Handball, Basketball, Fußball, was auch immer.
Oder auch extrem beliebt – besonders um den Winter herum, November bis Februar, vielleicht sogar März – eben der Wintersport. Dort viele Personen… Ich komme aus dem Westen, also einer Region, in der vielleicht Skifahren nicht unbedingt möglich ist. Wir haben dort eine Skihalle mit künstlichem Schnee, aber die meisten Personen fahren zur Winterzeit in den Süden und genießen dort den Schnee in den Alpen, fahren Ski, fahren Snowboard, was auch immer.
Und diese Bewegung, egal in welchem Kontext, finde ich super positiv und ich freue mich darüber, das zu sehen.
Wir haben auch teilweise andere Trendsportarten. Während meines Studiums war besonders beliebt: Roundnet. Das ist für die Personen, die es nicht kennen, wie ein kleines rundes Netz – wie schon der Name sagt – auf dem Boden. Vielleicht ein Radius von einem halben Meter oder noch kleiner, ein Gummiball, und normalerweise spielt man zwei gegen zwei.
Man schlägt den Ball auf das Netz. Das andere Team muss versuchen, diesen Ball wieder zurück über das Netz zu spielen, und so geht es hin und her. Ein sehr einfacher Aufbau und das Spiel an sich auch sehr simpel.
Das Material kann leicht verstaut werden. Man kann es also einfach transportieren. Und wenn man mit seinen Freunden im Park ist oder – wie es in der Universität war – zwischen den Vorlesungen: Es ist gutes Wetter, wir haben eine freie Fläche, am besten Wiese – ist es ein super intensives, aber vor allem auch unterhaltsames Spiel.
Und auch diese Sportarten finden in der deutschen Sportlandschaft ihren Platz. Egal wie man es also sieht – aus der Perspektive des Leistungssportlers oder aus der Perspektive des Breitensportlers: Es gibt viel Angebot, und der Sport wird in Deutschland gelebt, auch wenn er vielleicht nicht finanziell extrem gut unterstützt wird, wie es in anderen Ländern der Fall ist.
Zum Abschluss noch: Ich denke, jeder kennt irgendwoher einen deutschen Sportler oder eine deutsche Sportlerin. Nennenswert vielleicht deutsche Sportlegenden wie Dirk Nowitzki. Oder hier in Kolumbien habe ich ganz oft zumindest den Versuch gehört, den Namen Bastian Schweinsteiger auszusprechen.
Absolut noch nennenswert: Steffi Graf, die erfolgreichste deutsche Tennisspielerin. Sie gewann den Golden Slam – also alle vier Grand Slams und Olympia-Gold im selben Jahr. Und ein tragischer Held, aber auch sehr bekannt aus der Formel 1: siebenmal Weltmeister geworden – Michael Schumacher.
Aktuell leider in einem sehr schwierigen Stadium, aber nichtsdestotrotz immer noch eine Legende des deutschen Sports. Und das soll auch der Abschluss dieser Sportepisode sein.
Ich hoffe, es war interessant für euch, einmal den Blickwinkel Deutschlands zu sehen. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg beim Deutschlernen. Nächste Woche kommt die nächste Episode. Wir sehen oder hören uns bald.
Vokabelliste
| Wort | Bedeutung | Beispielsatz |
|---|---|---|
| divers | vielfältig, unterschiedlich | Die Sportlandschaft in Deutschland ist sehr divers. |
| Randsportart | eine weniger populäre Sportart | Viele Randsportarten bekommen in Deutschland nur wenig Förderung. |
| Förderung | finanzielle oder organisatorische Unterstützung | Die Förderung für Judo wurde kürzlich gekürzt. |
| Kaderathlet | Athlet im Leistungssport mit Förderstatus | Kaderathleten erhalten Unterstützung von der Sporthilfe. |
| monetär | finanziell, das Geld betreffend | Die monetäre Wertschätzung ist in Deutschland oft gering. |
| Breitensport | Sport zur Freizeit und Gesundheit, ohne Wettkämpfe | Im Breitensport geht es mehr um den Spaß als um Leistung. |
| Skihalle | Halle mit künstlichem Schnee für Wintersport | In meiner Region gibt es nur eine Skihalle, aber keine echten Berge. |
| Roundnet | Trendsport mit einem kleinen Netz und Ball | Roundnet ist besonders im Sommer bei jungen Leuten beliebt. |
| Golden Slam | Gewinn aller vier Grand Slams und Olympia in einem Jahr | Steffi Graf ist die einzige Deutsche mit einem Golden Slam. |
| tragischer Held | bewunderte Person mit traurigem Schicksal | Michael Schumacher gilt als tragischer Held des Motorsports. |
Verstehensfragen
1. Was ist die beliebteste Sportart in Deutschland?
A) Tennis
B) Turnen
C) Fußball
2. Warum gibt es Kritik an der Sportförderung in Deutschland?
A) Weil alle Sportarten zu viel Geld bekommen
B) Weil Fußball sehr viel Geld bekommt, andere Sportarten aber kaum
C) Weil nur Wintersportarten gefördert werden
3. Wie viel Geld erhalten Goldmedaillengewinner in Deutschland?
A) 50.000 Euro
B) 20.000 Euro
C) 200.000 Euro
4. Was machen einige Sportler, um sich finanziell abzusichern?
A) Sie arbeiten nebenbei im Supermarkt
B) Sie treten in die Bundeswehr ein
C) Sie studieren Medizin
5. Was versteht man unter dem Begriff „Breitensport“?
A) Sport auf Olympia-Niveau
B) Sport zur Entspannung ohne Wettkampf
C) Extremsportarten wie Klettern oder Surfen
6. Wohin fahren die meisten Personen laut Jannik im Winter?
A) in die Alpen
B) nach Mallorca
C) nach Holland
7. Was ist Roundnet?
A) Ein traditionelles Ballspiel aus dem Mittelalter
B) Ein Fitnessprogramm mit Seilen
C) Ein modernes Spiel mit einem Netz am Boden
8. Welche berühmte deutsche Sportlerin gewann den „Golden Slam“?
A) Angelique Kerber
B) Steffi Graf
C) Claudia Pechstein
Lösungen
1: C
2: B
3: B
4: B
5: B
6: A
7: C
8: B
Hinterlasse einen Kommentar