Transkript
Hallo und herzlich willkommen zur fünften Episode von Hör mal Deutsch, dem Podcast für alle, die authentisches Deutsch lernen wollen.
In der heutigen Episode soll es um das Thema Sprachen lernen gehen.
Ich versuche die heutige Episode etwas kürzer zu gestalten. Die letzten beiden wurden lang und ich habe viel gesprochen und habe das gar nicht so wahrgenommen. Das versuche ich heute zu vermeiden.
Ja, prinzipiell können wir vielleicht erstmal von der Theorie ausgehen. In der Sprache haben wir vier beziehungsweise fünf Kompetenzbereiche, das sind Lesen, Hören, Schreiben und vor allem Sprechen. Manchmal wird die Grammatik noch separat gesehen oder die Sprachmittlung.
Prinzipiell fokussieren wir uns aber auf diese vier zuerst genannten Kompetenzen, und genau da startet es schon. Also was ich zum Beispiel oft höre, ist, dass eine Strategie für das Sprachen lernen viel Hören ist. Hören, hören, hören.
Hören ist extrem hilfreich, weil man die Melodie der Sprache verinnerlicht oder besser kennenlernt, weil man neue Wörter hören kann, vielleicht grammatikalische Strukturen oder grammatikalische Phänomene, die man im Unterricht gelernt hat, wiedererkennen kann in der Sprache. Und alleine schon dieses Wiedererkennen ist ein großer Erfolg, dass man sagt: „Ach, diese Struktur kommt mir bekannt vor, die habe ich vor kurzem noch gelernt.“
Nichtsdestotrotz verbessert sich natürlich das Sprechen nicht durch viel Hören, weil das kann man schon in der Logik erkennen. Um die Sprechkompetenz zu verbessern, muss man viel sprechen.
Das passive Vokabular wird natürlich erweitert durch viel Hören. Und wo die meisten auch total recht haben, ist, dass wir Hören oft am besten trainieren können, denn Material zum Hören existiert extrem viel und auch die Möglichkeit, im Alltag etwas zu hören, ist immer gegeben.
Hier sprechen einige von der „toten Zeit“, also die tote Zeit am Tag nutzen. Tote Zeit meint hier die Zeit, in der man nicht aktiv über etwas nachdenken muss und vielleicht eine Aktivität macht, die keine intensive Konzentration erfordert, zum Beispiel Kochen, Fitnessstudio, auf dem Weg zur Arbeit oder zur Universität, im Bus, im Auto, auf dem Fahrrad kann auch sein.
Das sind die Momente, in denen wir effizienter arbeiten können, indem wir parallel etwas machen. Und das könnte zum Beispiel das Hören von Sprache sein.
Und daher ist es auch eine gute Methode, aber um auch unser Sprechen zu optimieren, müssen wir viel sprechen.
Oft passiert es, dass wir eine Sprache lernen wollen, aber in unserem Heimatland oder in unserer Stadt, in unserem Dorf gibt es keine Personen, mit denen man jetzt gut kommunizieren kann auf dieser Sprache, und da stehen die meisten Personen vor einem großen Problem.
Heutzutage gibt es viele Plattformen, auf denen man Sprachunterricht nehmen kann. Dort gibt es Plattformen, die zum einen professionelle Lehrkräfte anbieten und zum anderen informellen Unterricht von Personen, die kein Zertifikat oder keine Ausbildung als Lehrkraft haben, mit denen man dann einfach nur die Konversationspraxis trainieren kann.
Und das ist meiner Meinung nach eine super Möglichkeit der modernen heutigen Welt. Ich habe das sehr oft in Anspruch genommen mit meinen Sprachen.
Ich habe natürlich Lehramt studiert, und bei mir war es Spanisch eines meiner Fächer. Und da ich kein Muttersprachler bin, habe ich versucht, so oft es geht, die Sprache zu sprechen.
Und da habe ich die Möglichkeit dieser Plattform genutzt und viel Konversationspraxis gehabt und irgendwann für mich auch herausgefunden, dass es nicht unbedingt darum geht, extrem lange zu sprechen, sondern oft zu sprechen.
Also habe ich zum Beispiel dann Unterrichtseinheiten von 30 Minuten gebucht, aber dafür dann drei bis viermal pro Woche, so dass ich diese drei bis viermal pro Woche eben wieder umdenken musste und wieder in diese Kategorie – in dem Fall Spanisch – gekommen bin. Und das hat mir sehr geholfen, also diese Wechsel zu schaffen.
Eine andere Strategie, könnte man es nennen, waren für mich die Auslandsaufenthalte. Ich habe vor meinem Bachelor für ein paar Monate in Peru gelebt, wo ich natürlich gezwungen war, viel Spanisch zu sprechen.
Zu dem Zeitpunkt war mein Spanisch noch sehr grundlegend, also ein vielleicht A2-B1-Niveau. Dann hat das Studium gestartet und im Studium habe ich noch mal eine Zeit in Bolivien verbracht, also im Bachelorstudium, wo ich auch wieder viel Spanisch sprechen musste.
Nach dem Bachelor und vor dem Master habe ich dann mehrere Monate in Mexiko verbracht, wo ich bei zwei verschiedenen mexikanischen Familien gelebt habe. Und ich habe über die Zeit gemerkt, dass mein Spanisch immer fließender wurde, dass ich extrem viele Wörter in meinem aktiven Vokabular hatte – viele Synonyme, dadurch, dass Spanisch auch in verschiedenen Regionen anders gesprochen wird, also Unterschiede zwischen Peru, Bolivien und Mexiko an der Stelle – und ja, dass auch die Kommunikation immer einfacher wurde.
Dann habe ich nach dem Masterstudium noch mal ein paar Monate in Peru verbracht und auch da habe ich mit Peruanern zusammengelebt und durfte auch da die Sprache wieder täglich intensiv sprechen. Und das waren für mich die besten Zeiten.
Für Russisch war das bei mir genauso. Ich war häufiger in Russland und habe auch häufiger Zeit in Regionen verbracht, in denen die Menschen wenig bis gar kein Englisch sprechen konnten. Und so hatte ich wieder die Notwendigkeit, auf Russisch sprechen zu müssen.
Und das war am Anfang sehr schwierig, aber nach einer Weile schafft man es, sich zu verständigen, schafft man es zu kommunizieren, und man merkt, wie schnell dieser Lernprozess dann ist.
Ich hatte eine Schlüsselerfahrung bei meinem ersten Aufenthalt in Peru 2015, also vor genau zehn Jahren. Dort habe ich zunächst mit anderen deutschen Volontären gelebt und hatte jeden Tag auch die Möglichkeit, auf Deutsch zu sprechen.
Und zu Beginn war mein Lernprozess sehr langsam. Und dann habe ich an einem Judo-Wettkampf in einer anderen Stadt im Süden Perus teilgenommen und bin dort mit einem Team aus Cusco hingefahren, und dieses Team bestand dann nur aus Peruanern, und von denen sprach niemand Englisch.
Und es war ein langes Wochenende. Ich denke, das war Freitag bis Montag. Und das ganze Wochenende über habe ich nur Spanisch gehört und musste Spanisch sprechen, um mich zu verständigen.
Und ich erinnere mich, dass ich dann an dem Dienstag wieder im Spanischunterricht saß, zurück in Cusco, und extrem schnell und flüssig mit meinem Lehrer gesprochen habe.
Und auch er sagte zu mir: „Wir haben uns vier Tage nicht gesehen. Was ist mit dir passiert?“ Und ich habe gesagt: „Ja, ich musste das ganze Wochenende Spanisch sprechen und jetzt gibt es viele Redewendungen und viele Satzanfänge, die ich automatisiert habe.“
Und genau da ist eben wahrscheinlich das Fazit für das Sprachenlernen: Es ist die Intensität des Lernens. Es ist vielleicht die Motivation – nicht nur vielleicht, es ist die Motivation.
Habt ihr keine richtige Motivation, habt ihr keine Antwort auf die Frage „Warum?“, wird der Lernprozess wahrscheinlich sehr schwierig und sehr langsam sein.
Und einfach auch die Frequenz des Lernens: Wenn man einmal pro Monat eine Sprache lernt, also einen Film sieht oder mal für 20 Minuten spricht, dann ist das wahrscheinlich nicht genug, um die Sprache schnell zu lernen und zu beherrschen.
Und dementsprechend muss das öfter passieren. Man muss intensiver mit dieser Sprache arbeiten und auch da nicht nur durch Sprechen und Hören. Je vielfältiger das Lernen ist, desto besser ist man am Ende aufgestellt.
Also Sprechen natürlich, Hören haben wir schon gesagt, da gibt es viel Material, aber auch mal Texte lesen – das können literarische Texte sein, das können aber auch Zeitungsartikel sein.
In Zeitungsartikeln hat man zum einen den Vorteil, dass man die Kultur des Landes, in dem die Sprache gesprochen wird, besser nachvollziehen kann, vielleicht Politik, Kultur, Geschichte, und zum anderen lernt man neue Wörter kennen, höchstwahrscheinlich formellere Wörter.
Und natürlich auch das Schreiben. Beim Schreiben müssen wir auch Sprache produzieren, und Schreiben ist immer noch ein anderer Stil als Sprechen.
Wir haben viel mehr Zeit, die Nachricht zu formulieren als beim Sprechen, denn Sprechen ist reine Improvisation. Wir haben also mehr Zeit, aber meistens ist auch die Sprache eine andere. Beim Schreiben ist man häufiger formeller.
Es sei denn, wir sprechen jetzt über WhatsApp-Nachrichten oder Chats, aber auch da gibt es wieder eine ganz spezielle Art und Weise der Kommunikation. Von daher muss auch das trainiert werden.
Ich hoffe, dass dieser kleine Einblick zum Thema Sprachen lernen für euch hilfreich war.
Material zum Hören, zum Lesen und noch mal zum Trainieren für diese Episode und für alle anderen Episoden findet ihr auf meiner Homepage.
Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg beim Deutsch lernen. Ich wünsche euch einen schönen Abend oder einen guten Morgen oder einen guten Tag, je nachdem, wo und wann ihr diese Episode gerade hört.
Die nächste Episode kommt nächste Woche. Wir sehen uns bald oder hören uns bald. Bis dann.
Vokabelliste
| Wort | Bedeutung | Beispielsatz |
|---|---|---|
| Kompetenzbereich | ein Teilgebiet von Fähigkeiten oder Wissen, das man in einem Bereich beherrscht | „In der Sprache haben wir vier beziehungsweise fünf Kompetenzbereiche.“ |
| verinnerlichen | etwas tief im Gedächtnis behalten und sich aneignen | „Hören ist extrem hilfreich, weil man die Melodie der Sprache verinnerlicht.“ |
| tote Zeit | ungenutzte Zeit, in der man nebenbei etwas machen kann | „Hier sprechen einige von der toten Zeit, also die tote Zeit am Tag nutzen.“ |
| Konversationspraxis | gezieltes Üben von Gesprächen in einer Sprache | „Mit ihnen kann man einfach nur die Konversationspraxis trainieren.“ |
| in Anspruch nehmen | etwas nutzen oder beanspruchen | „Ich habe das sehr oft in Anspruch genommen mit meinen Sprachen.“ |
| Auslandsaufenthalt | eine Zeit, die man im Ausland verbringt | „Eine andere Strategie waren für mich die Auslandsaufenthalte.“ |
| Schlüsselerfahrung | ein prägendes, sehr wichtiges Erlebnis | „Ich hatte eine Schlüsselerfahrung bei meinem ersten Aufenthalt in Peru.“ |
| Frequenz | wie oft etwas geschieht, Häufigkeit | „Und einfach auch die Frequenz des Lernens: Wenn man einmal pro Monat eine Sprache lernt…“ |
| beherrschen | etwas sehr gut können | „Dann ist das wahrscheinlich nicht genug, um die Sprache schnell zu lernen und zu beherrschen.“ |
| formell | förmlich, offiziell, nicht umgangssprachlich | „Beim Schreiben ist man häufiger formeller.“ |
Verstehensfragen
1. Welche vier Kompetenzbereiche nennt der Sprecher zuerst?
A) Lesen, Schreiben, Übersetzen, Zeichnen
B) Lesen, Hören, Schreiben, Sprechen
C) Grammatik, Lesen, Aussprache, Wortschatz
2. Was passiert laut dem Sprecher durch viel Hören?
A) Man verbessert automatisch seine Aussprache.
B) Man verinnerlicht die Melodie der Sprache.
C) Man lernt sofort perfekt zu sprechen.
3. Was meint der Sprecher mit „toter Zeit“?
A) Zeit, in der man schläft.
B) Zeit, die man ungenutzt verstreichen lässt.
C) Zeit, in der man eine Sprache vergisst.
4. Welche Möglichkeit nennt der Sprecher, um trotz fehlender Gesprächspartner zu sprechen?
A) Sprachunterricht auf Online-Plattformen.
B) Briefe an sich selbst schreiben.
C) Serien mit Untertiteln anschauen.
5. Warum buchte der Sprecher lieber mehrere kurze Unterrichtseinheiten?
A) Weil sie billiger waren.
B) Weil er so öfter in die Sprache „umdenken“ musste.
C) Weil er nicht länger als 30 Minuten sprechen wollte.
6. Welche Sprache lernte der Sprecher während mehrerer Auslandsaufenthalte?
A) Italienisch
B) Russisch
C) Spanisch
7. Was beschreibt er als seine „Schlüsselerfahrung“?
A) Ein Wochenende, an dem er nur Spanisch sprechen musste.
B) Der Besuch seines ersten Sprachkurses in Deutschland.
C) Sein erstes Sprachzertifikat an der Uni.
8. Was betont der Sprecher für erfolgreiches Sprachenlernen besonders?
A) Viele Apps benutzen.
B) Intensität, Motivation und Häufigkeit des Lernens.
C) Jeden Tag Grammatikregeln auswendig lernen.
Lösungen
1 B
2 B
3 B
4 A
5 B
6 C
7 A
8 B
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