Transkript
Hallo und herzlich willkommen zur vierten Episode von Hörmalde Deutsch, dem Podcast für alle, die authentisches Deutsch lernen wollen.
In der heutigen Episode möchte ich über das Thema deutsche Küche sprechen. Und das ist ein Thema, das mich aktuell viel beschäftigt, da ich keinen einfachen Zugang zur deutschen Küche habe aktuell.
Ich lebe momentan in Kolumbien. Und wenn man in Deutschland lebt, nimmt man vielleicht manche Sachen für selbstverständlich, und wenn man dann im Ausland ist, sieht man, was man hatte. Das ist wahrscheinlich immer so. Wenn man etwas verliert, dann versteht man, wie gut man es eigentlich hatte oder wie privilegiert man war.
Vielleicht erstmal vorab: Die deutsche Küche ist international nicht wirklich bekannt. Im Vergleich zu bekannten Küchen wie der japanischen Küche, der mexikanischen Küche, der spanischen Küche, der peruanischen Küche – asiatische Küche vielleicht im Allgemeinen – sticht die deutsche Küche nicht wirklich hervor. Egal, wo man im Ausland unterwegs ist, man findet immer ein chinesisches Restaurant oder ein japanisches Restaurant, einen Mexikaner findet man auch immer. Aber deutsche Küche findet man nur ganz selten im Ausland.
Mir ist dann auch schon häufiger passiert: Wenn ich dann mal ein deutsches Restaurant gesehen habe, dachte ich, als ich auf die Karte geschaut habe: Was genau ist jetzt hier Deutsch? Ich erinnere mich, dass mir das in Chile passiert ist.
Wie ihr vielleicht wisst, gab es viele Auswanderer nach Chile, viele schon weit vor dem Weltkrieg, viele auch nach dem Weltkrieg. Das ist dann vielleicht die unschönere Geschichte. Nichtsdestotrotz, es gibt viele Kolonien in Chile, deutsche Kolonien, aber auch in Argentinien, auch in Brasilien, also wirklich im Süden Südamerikas. Und dementsprechend ist auch irgendwie deutsche Kultur und deutsche Küche dort.
Ich weiß, dass ich in Viña del Mar war an der Küste Chiles, und dort habe ich ein deutsches Restaurant gesehen. Da war ich neugierig und habe einmal auf die Karte geschaut und konnte aber nichts finden, was mir bekannt war. Das war komisch, und deswegen habe ich dann auch dort nicht gegessen.
Aber jetzt lebe ich eben hier in Kolumbien und ich vermisse die deutsche Küche. Da bin ich, glaube ich, sehr deutsch, wenn man das so sagen kann. Ich vermisse das deutsche Brot und die deutschen Brötchen. Und ich glaube, das ist auch schon direkt der Teil der deutschen Gastronomie, mit dem sich die Deutschen überall auf der Welt gut messen können. Das ist wirklich etwas, was die Deutschen gut können. In Deutschland ein Meisterwerk: das deutsche Brot.
Es liegt wahrscheinlich zum einen an der Herstellung, aber zum anderen auch an den Zutaten. Da ist mir aufgefallen, dass Deutschland sehr viel Varietät bei dem Mehl hat. Hier in Kolumbien finde ich fast ausschließlich Brot aus Weizenmehl. Andere Mehlsorten gibt es hier nicht. Okay, das ist gelogen. Es gibt auch andere Mehlsorten, aber sie werden nicht von den Bäckern genutzt. In Deutschland gibt es neben dem Weizenmehl auch z.B. Dinkel oder Roggenmehl, also auch Mehlsorten, die viel gesünder sind.
Das habe ich bemerkt. Zum einen, als ich das Brot hier zu Beginn gekauft habe, war es nicht so lecker, war es vielleicht irgendwie trocken. Aber ich habe auch schnell in meiner Verdauung gemerkt, dass es qualitativ nicht so gut war oder dass mein Körper extreme Arbeit hatte, dieses Brot zu verdauen.
In Deutschland habe ich fast ausschließlich Dinkelbrot und Dinkelbrötchen in der Bäckerei gekauft. Und das ist etwas, das ich vermisse. Ich habe vor kurzem eine Bäckerei entdeckt, die zumindest an die Qualität herankommt, an die deutsche Qualität. Also sie machen gutes Brot. Ich habe da ein Bier-Dattelbrot bestellt, und das war sehr gut. Ist leider auch 80 % Weizenmehl, aber sie haben immerhin 20 % Roggenmehl mit eingebacken. Und das ist schon mal ein kleiner Fortschritt.
Wenn wir schon beim Brot bleiben: Für ein gutes deutsches Frühstück braucht man immer Brot oder Brötchen. Was man in der deutschen Küche finden kann, was für Ausländer extrem komisch klingt – und ich kann das total verstehen – ist das Mettbrötchen.
Ist praktisch rohes Fleisch, gehacktes Fleisch, das man für verschiedene Speisen benutzt, beispielsweise für eine Bolognese-Soße bei den Spaghetti. Nichtsdestotrotz gibt es einen Unterschied. Wenn man zum Metzger geht oder zur Fleischtheke im Supermarkt, bestellt man nicht gehacktes Fleisch, nimmt das nach Hause und isst es auf seinem Brot, sondern man bestellt speziell Mett. Und man sieht auch, dass dort zwei verschiedene Mengen von Fleisch in dieser Theke liegen, die sich farblich ein bisschen unterscheiden.
Das eine ist gehacktes, das zubereitet werden muss – also was in der Pfanne oder im Ofen oder wo auch immer gekocht oder gebraten werden sollte. Und das andere ist Mett, das man so essen kann, ohne es noch einmal extra zubereiten zu müssen. Das kauft man, nimmt es mit nach Hause, aufs Brot, Zwiebeln, ein bisschen Pfeffer – und damit kann man sein Mettbrot oder Mettbrötchen essen.
Ich muss mich leider entschuldigen: Ich weiß nicht, wo der Unterschied in der Zubereitung ist, also wie es sich vom normalen Hackfleisch unterscheidet. Nichtsdestotrotz ist das ein sehr populäres Gericht, wenn man das so nennen möchte, in Deutschland.
Beispielsweise gibt es die Tradition: Wenn man neu in einem Job anfängt, bringt man etwas am ersten Tag mit, um seinen Einstand zu feiern. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Manche Leute backen einen Kuchen oder Kekse. Und manche Leute bringen belegte Brötchen mit. Dann ist da eine Auswahl: Käsebrötchen, Salami, Schinken – aber auch Mettbrötchen.
Das ist bei diesen Anlässen sehr populär. Und wenn man das in einem Job macht, wo viele deutsche Personen dabei sind, hat man schon mal ein paar Freunde gewonnen.
Diese Tradition hat man auch zum Ausstand, wenn man also den Job verlässt, zum Abschluss etwas zu essen mitbringen und sich noch einmal für die gute Zeit bedanken. Und auch da sind Mettbrötchen wieder eine gute Möglichkeit, noch mal einen letzten guten Eindruck bei den alten Kollegen zu vermitteln.
Vor kurzem habe ich das noch mal gehört, und ich finde es extrem lustig: das Konzept „Mettigel“. Das ist dann ein großer Haufen Mett, und man drückt dann da die Zwiebeln rein, vielleicht noch – weiß ich nicht – was man für die Augen benutzen könnte, Weintrauben oder so. Jedenfalls sieht es dann aus wie ein Igel aus Mett. Das genießen auch viele Menschen. Ich finde das Konzept einfach total lustig, weil es komisch ist, aus diesem Hackfleisch so ein Tier nachzubauen. Aber auch sehr bekannt.
Ein weiteres deutsches Gericht, das ich gerne habe, das ich aber auch schon seit langer Zeit nicht mehr genießen durfte, sind Spätzle. Da gibt’s verschiedene Varianten. Wenn ich mich nicht täusche, ist es ein Gericht aus dem Südwesten Deutschlands. Ich hätte gesagt aus Baden-Württemberg, aber bitte korrigiert mich, falls das falsch ist.
Beispielsweise habe ich jetzt im Kopf: Spätzle mit einem Braten und einer guten Bratensoße. Sehr lecker. Käsespätzle kennt man eben auch.
Für diejenigen, die nicht wissen, was Spätzle sind: Ich glaube, auf den ersten Blick würde man sagen, es sind Nudeln. Sie haben aber eine ganz spezielle Konsistenz, sind so ein bisschen grober. Kann ich jedem empfehlen. Ist, glaube ich, auch nicht so komisch wie das Mett. Da könnte ich verstehen, dass Ausländer sich erstmal nicht trauen, das zu probieren. Bei Spätzle müsste man aber diese Sorgen nicht haben. Pasta ist wahrscheinlich international eines der beliebtesten Gerichte. Ich denke, die Spätzle kann man da irgendwie einordnen.
Ein Gericht, bei dem es vielleicht viel Streit um die Herkunft gibt, ist das Schnitzel. Das Schnitzel würde ich einfach in der deutschsprachigen Region verorten. Vor geraumer Zeit habe ich das mal gegoogelt. Ich denke, zwischen Österreich und Italien gab es mal die erste Erwähnung des Schnitzels, wenn man das geschichtlich verfolgt.
Das würde Sinn ergeben, denn die Argentinier beanspruchen das Schnitzel auch für sich. Wenn man in Argentinien ist: Milanesa essen. Argentinien hatte viele italienische Auswanderer, viele Menschen mit italienischen Wurzeln. Dass das Schnitzel auf diesem Weg vielleicht nach Italien oder Argentinien gekommen ist, würde Sinn ergeben. Nichtsdestotrotz: Paniertes Fleisch – Schnitzel – findet man überall in Deutschland. Besonders, wenn man mal in ein regionales deutsches Restaurant geht.
Ich denke gerade an ein Restaurant aus meinem Dorf, wo man verschiedene Varianten von Schnitzel bestellen konnte. Und ich würde gerne noch mal eins essen. Beispielsweise das Schnitzel „bergisch“, aus der bergischen Region. Die Spezialität war ein Schnitzel mit einem Spiegelei oben drauf, dazu Bratkartoffeln – klein geschnittene Kartoffeln in der Pfanne angebraten mit Speck und Zwiebeln. Das war schon sehr gut. Vielleicht noch Röstzwiebeln oben drauf oder darunter. Eine sehr gute Option.
Auch ein Schnitzel mit ein bisschen Brie-Käse und Preiselbeeren oder Preiselbeermarmelade – auch eine sehr interessante Kombination. Man kennt es: salzig und süß gemischt.
Das ist ein Gericht, das ich sehr vermisse. Auch wenn man hier in Südamerika die Variante des Schnitzels als Milanesa findet, ist es in Kolumbien nicht ganz so populär wie beispielsweise in Argentinien.
Und vielleicht noch zum Abschluss ein Dessert: Apfelstrudel. Ich weiß nicht, ob ich mich da aus dem Fenster lehne, und ob es vielleicht doch auch ein Gericht aus Österreich ist. Aber wahrscheinlich gibt es da immer einen Konflikt.
Der Apfelstrudel – eine Form von Gebäck. Das, was die Deutschen wie gesagt am besten können: backen. Ein Kuchen, ein dünner Teig mit einer Art Apfelmus innen drin, vielleicht auch Rosinen, und oben drauf noch ein bisschen Vanillesoße. Und damit ist das Dessert schon perfekt.
Ich kann gar nicht sagen, wann ich das letzte Mal einen Apfelstrudel gegessen habe. Aber ich denke, das alleine sagt schon, dass es zu lange her ist und dass es wieder Zeit wird, einen solchen Apfelstrudel zu essen, zu genießen.
Ich bin hier immer auf der Suche nach Orten, die ein paar deutsche Gerichte anbieten. Denn ich denke, alle, die schon einmal im Ausland gelebt haben für eine Zeit, können verstehen: Wenn man lange in einer Kultur aufgewachsen ist, dann gewöhnt man sich daran. Aber es wird Teil der Identität. Und das komplett zu vergessen ist vielleicht unmöglich.
Und aus dem Grund brauche ich hin und wieder mal ein paar deutsche Gerichte oder Produkte. Immer wenn Freunde von mir aus Deutschland vorbeikommen hier in Kolumbien, mache ich ihnen eine kleine Liste mit deutschen Produkten, die ich vermisse und die ich hier brauche.
Zuletzt war das die Feigenmarmelade, die ich so vermisst habe – und von der ich jetzt zum Glück wieder einen kleinen Vorrat habe.
Es gibt aber noch viele andere Sachen, die ich gerne noch einmal essen würde. Und ich hoffe, dass ich nicht zu lange darauf warten muss.
Ich hoffe auch, dass ihr vielleicht jetzt Lust darauf habt, etwas von der deutschen Küche zu probieren oder euch weiter darüber zu informieren. Obwohl es nicht die international bekannteste Küche ist, gibt es doch sehr viele leckere Gerichte, sehr viele Leckereien in Deutschland, die sich lohnen, sie zu probieren.
Ich hoffe, euch hat diese Episode gefallen. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg beim Deutschlernen. Die nächste Episode kommt nächste Woche. Wir sehen oder hören uns bald. Bis dann.
Vokabelliste
| Wort | Bedeutung | Beispielsatz |
|---|---|---|
| selbstverständlich | etwas ist normal oder wird als gegeben angesehen | In Deutschland nimmt man manche Dinge für selbstverständlich, die man im Ausland vermisst. |
| auswandern | das Heimatland dauerhaft verlassen | Viele Deutsche sind nach Chile, Argentinien oder Brasilien ausgewandert. |
| herankommen | etwas (fast) erreichen, ähnlich gut sein wie | Ich habe eine Bäckerei entdeckt, die zumindest an die deutsche Qualität herankommt. |
| Mett | gewürztes, rohes Schweinehackfleisch | Mett ist rohes Fleisch, das speziell zubereitet ist und direkt gegessen werden kann. |
| Einstand | Feier zum Beginn einer neuen Tätigkeit | Zum Einstand im neuen Job bringen viele Mettbrötchen oder Kuchen mit. |
| Ausstand | Feier zum Ende einer Tätigkeit | Auch beim Ausstand bringt man oft belegte Brötchen mit. |
| Mettigel | mit Zwiebeln dekorierter Mett-Hackball in Igel-Form | Ein Mettigel ist eine humorvolle Präsentation von Mett in Form eines Igels. |
| beanspruchen | für sich als Eigentum oder Herkunft erklären | Die Argentinier beanspruchen das Schnitzel auch für sich. |
| backen | Teig im Ofen erhitzen und zubereiten | Die Deutschen können gut backen – besonders Kuchen oder Brot. |
| Leckerei | etwas sehr Schmackhaftes, meist Süßes | In Deutschland gibt es viele Leckereien, die sich lohnen zu probieren. |
Verstehensfragen
- Warum beschäftigt sich der Sprecher aktuell viel mit dem Thema deutsche Küche?
A) Weil er ein deutsches Restaurant eröffnet.
B) Weil er keinen Zugang zur deutschen Küche hat.
C) Weil er ein Kochbuch schreibt. - Was vermisst der Sprecher besonders an der deutschen Küche?
A) Bier und Käse
B) Brot und Brötchen
C) Fleisch und Fisch - Was ist laut Sprecher ein möglicher Grund für die gute Qualität des deutschen Brots?
A) Die Verwendung von exotischen Gewürzen
B) Die lange Backzeit
C) Die Auswahl an verschiedenen Mehlsorten - Was ist ein Mettbrötchen?
A) Ein belegtes Brötchen mit Salami
B) Ein Brötchen mit rohem, gewürztem Fleisch
C) Ein Brötchen mit Fischsalat - Was ist ein Mettigel?
A) Ein spezielles Brot mit Nüssen
B) Ein Hackbraten in Igelform
C) Mett in Form eines Igels, dekoriert mit Zwiebeln - Was sagt der Sprecher über Spätzle?
A) Sie sind wie Gnocchi aus Italien.
B) Sie haben eine besondere Konsistenz und stammen aus Südwestdeutschland.
C) Sie sind süß und werden als Dessert gegessen. - Was ist laut Sprecher besonders am „bergischen Schnitzel“?
A) Es wird mit Roter Bete serviert.
B) Es enthält Camembert und Apfelmus.
C) Es hat ein Spiegelei und Bratkartoffeln mit Speck. - Was zeigt laut Sprecher, dass deutsche Küche Teil der Identität ist?
A) Dass er sie im Ausland völlig ignoriert
B) Dass er sie immer noch zu Hause kocht
C) Dass er sie selbst nach Jahren im Ausland vermisst und Produkte bestellt
Lösungen
- B
- B
- C
- B
- C
- B
- C
- C
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